Vom Winde verweht

Finger of God», so werden Wirbelstürme in Oklahoma ehrfurchtsvoll genannt. Das erstaunt nicht, denn wenn ein Tornado mit 300 km/h über das Land fegt, bleibt oft kein Haus mehr unversehrt. Bis heute ist es ein Rätsel, wie Tornados entstehen.

Wo Gottes Finger herumfuchteln, ist natürlich auch Hollywood nicht weit. 1996 kam mit «Twister» von Jan de Bont ein Film ins Kino, in dem Sturmjäger Tornados hinterherfahren. Das Drehbuch von Michael Crichton («Jurassic Park») war etwas dünn, angereichert mit einer soapigen Scheidungsromanze – doch die Effekte der einst von George Lucas gegründeten Firma ILM sorgten für Spektakel.

Nun kommt 28 Jahre später ein modernes Sequel mit völlig neuen Figuren. Im Zentrum steht Sturmjägerin Kate (Daisy Edgar-Jones), die ein System entwickelt hat, um Wirbelstürme zu entschärfen. Bei einem Versuch sind damals drei ihrer Kollegen gestorben. Trotz Trauma lässt sie sich von Kollege Jarvi (Anthony Ramos) überreden, bei einem Projekt mitzumachen, wo 3 D-Modelle von Tornados erstellt werden. Dazu müssen sie aber ins Auge des Sturms, was Kate immer noch ängstigt. Neben ihrer Truppe ist auch Haudegen Tyler (Glen Powell) hinter Stürmen her. Der Tornadobändiger mit Cowboyhut filmt alles für seinen Youtube-Kanal, auch mit Hilfe von Drohnen. Die beiden flirten und konkurrieren um den ersten Platz im Twister-Auge, bis sich ein Riesensturm zusammenbraut.

«Twisters» ist von der Story her etwas formelhaft: Angst bekämpfen mit Konfrontation; Wissenschaftler versus Influencer. Der US-koreanische Regisseur Lee Isaac Chung scheint auch eine seltsame Wahl für einen Spektakelfilm zu sein, drehte er doch vorher das subtile Drama «Minari» über koreanische Migranten in Arkansas. Sein Hollywood-Debüt lässt aber den Figuren genug Raum für Gefühle. Die Romcom funktioniert dank guter Chemie zwischen Daisy Edgar-Jones («Der Gesang der Flusskrebse») und dem Star der Stunde: Glen Powell (35). Der Texaner bringt nach «Top Gun: Maverick» und «Anyone but You» wieder Cowboy-Charme auf die Leinwand.

Die digitalen Tornados (Effekte wieder von ILM) sind nicht mehr spektakulär neu, da es ja viele Livebilder auf Youtube gibt. Wuchtig genug sind sie aber, um «Twisters» den nötigen Sog zu verleihen.