Der Fachkräftemangel in der Spitalpflege gehört seit Längerem zu den akuten Problemen des Schweizer Gesundheitswesens. Die breitere Öffentlichkeit wurde ihm spätestens während der Covid-Pandemie gewahr, inzwischen sorgt das Thema wieder bloss sporadisch für Schlagzeilen. Es wird erwartet, dass bis 2030 um die 30’000 Pflegekräfte fehlen werden. Doch dieser Notstand ist bei Weitem nicht nur ein Schweizer Problem: Die WHO geht davon aus, dass bis 2030 weltweit 13 Millionen Pflegekräfte fehlen werden.
Regisseurin und Drehbuchautorin Petra Volpe beschäftigte die Problematik schon länger, ehe sie im Sachbuch «Unser Beruf ist nicht das Problem – Es sind die Umstände» von Madeline Calvelage auf ihre Schlüsselinspiration stiess. Das resultierende Drama heisst «Heldin» und feierte an der Berlinale seine viel beachtete Premiere.
Der Film begleitet die Pflegefachfrau Floria (Leonie Benesch) einen Tag lang bei ihrer Spätschicht in einem «typischen» Schweizer Kantonsspital. Da heute eine Kollegin auf der eh schon unterbesetzten, fast voll belegten Station ausfällt, muss sie quasi für zwei arbeiten. Das bedeutet mehr Verantwortung, mehr Stress und weniger Zeit für die Patienten. Aller Hektik zum Trotz versucht Floria ihre Professionalität aufrechtzuerhalten.
Volpe inszeniert «Heldin» nach allen Regeln des «Ein Tag im Leben»-Films, ohne ihn inhaltlich zu überfrachten: Es läuft immer was, aber es entsteht nie der Eindruck, es sei eine besonders ereignisreiche Schicht; sondern ganz einfach eine, in der der Pflegenotstand das anwesende Personal an die Grenzen bringt – was vielleicht nicht an jedem Tag der Fall ist, aber sicher zumindest regelmässig. Die Kamera bleibt stets hautnah an Floria dran, während sie ihren nüchternen Blick auf das Geschehen beibehält. Somit entsteht das emotional kraftvolle Porträt einer so anspruchsvollen wie (über)lebenswichtigen Arbeit, ohne sie ins Sentimentale zu überzeichnen.
Der absolute Trumpf ist die Besetzung. Allen voran Leonie Benesch als Heldin selbst, in ihrer zweiten herausragenden Rolle in diesem Kinojahr nach der als Dolmetscherin Marianne in «September 5». Die preisgekrönte deutsche Aktrice legt eine Tour de Force hin, die schlicht begeistert. Benesch lässt das Publikum mitfiebern und mitleiden, aber auch mithoffen und ganz allgemein mitfühlen – und erinnert daran, wie wichtig es ist, als Mensch stets seine Empathie zu bewahren.
Drama
Mit Leonie Benesch, Sonja Riesen, Alireza Bayram, Selma Aldin, Urs Bihler, Margherita Schoch
Ab 27. Februar 2025 im Kino