Die Sterne am Himmel, Filme auf der Leinwand und das mediterrane Gefühl entspannter Leichtigkeit im Herzen: All das bietet die Piazza Grande in Locarno während des Filmfestivals – vorausgesetzt, es regnet nicht. Ein toller Ort, um Filme zu schauen. Vom 2.8. bis 12.8. findet das Festival bereits zum 76. Mal statt, mit 214 Filmen.
Locarno setzt erneut auf Entdeckungen im Weltkino. Im Gegensatz zu letztem Jahr, als der Japan-Actionknaller «Bullet Train» mit Brad Pitt zu sehen war, findet man heuer keine Hollywoodfilme im Programm. Für Festivaldirektor Giona A. Nazzaro (58) sind die globalisierten Starts dafür verantwortlich. Werbekampagnen, Sperrfristen, Onlinekritiken lassen es kaum mehr zu, einen Blockbuster vor dem Start zu zeigen. Dabei ist Nazzaro, der nach einem coronabedingt schwierigen Start sein drittes Festival organisiert, dem Actionkino durchaus wohlwollend gesinnt. Autorenfilme bleiben aber Kern des Festivals.
So ist auf der Piazza der Gewinnerfilm von Cannes zu sehen. «Anatomie d’une chute» handelt von einer Frau (Sandra Hüller), die des Mordes an ihrem Mann verdächtigt wird, und ihrem blinden Sohn, der als einziger Zeuge aussagen soll.
Gezeigt wird auch «The Old Oak», der neuste Film des Briten Ken Loach (87), schon fast ein Dauergast in Locarno. Hier geht es um die Zukunft eines alten Pubs im Norden Englands: Die Einwohner verlassen den Ort, nachdem eine Mine geschlossen wurde, und syrische Flüchtlinge ziehen ein.
Diversität wird auch in Locarno grossgeschrieben, so gibt es keine Preise mehr für beste männliche und weibliche Darsteller, sondern einen genderneutralen Preis.
In Sachen Starpräsenz hat Locarno im Vergleich etwa zum Zurich Film Festival schlechte Karten. Angekündigt war der oscarnominierte Riz Ahmed («Sound of Metal»), doch der Brite hat wegen des Schauspielerstreiks kurzfristig abgesagt. Der Streik erschwert es den Stars, ihre Filme zu promoten. Bisher noch nicht abgesagt hat Cate Blanchett, die als Produzentin «Shayda», den ersten Spielfilm der Iranerin Noora Niasari, präsentiert.
Am letzten Abend wird auch Marco Solari (79) verabschiedet, der das Festival 23 Jahre präsidiert und geprägt hat. An seine Stelle tritt Maja Hoffmann (67), gut vernetzte Kunstmäzenin, Gründerin der privaten Stiftung Luma und Roche-Erbin – sie wird als erste Frau das Festival leiten.
Im Wettbewerb konkurrieren heuer 17 Filme um den Goldenen Leoparden. Hauptattraktion sind die Filme auf der Piazza Grande, mit Platz für bis zu 8000 Zuschauer. Das Programm, Tickets und mehr zum Festival finden Sie unter www.locarnofestival.ch.