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Kino – «Emmanuelle»

Soooh là là

«Emmanuelle» kommt wieder im Kino. 50 Jahre nach dem Original, aber weniger prickelnd.

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Emmanuelle (Noémie  Merlant) inspiziert in Hongkong Luxushotels.

Emmanuelle (Noémie Merlant) inspiziert in Hongkong Luxushotels.

Ascot Elite Entertainment Group
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Antonio Gattoni

Sex sells. Die 70er waren die Zeit, als die sexuelle Befreiung der 68er auch auf der Leinwand sichtbar wurde. Da wurden neben deftigen Kultpornos wie «Deep Throat» auch Softpornos produziert. Filme, die Erotik als ästhetische Nackttableaus darstellten, vornehmlich aus männlich voyeuristischer Sicht. Zu den erfolgreichsten gehörte «Emmanuelle» (1974) von Modefotograf Just Jaeckin mit der Holländerin Sylvia Kristel (1952–2012).

Ein Klassiker, der eine Reihe von Softerotikfilmen wie «Bilitis» initiierte. Darunter billige italienische «Emanuelle»-Sequels, die mit nur einem «m» die Rechte umgingen. «Emmanuelle» hatte 350 Mio. Zuschauer und lief rekordverdächtige 12 Jahre am Stück im gleichen Kino in Paris an der Champs-Elysée. Das Plakat, auf dem sich Sylvia Kristel in einem Peacock-Korbstuhl räkelt – die Beine verschränkt, der Blick lasziv und selbstbewusst –, ist heute noch Kult, inklusive Stuhl.

Nun hat die Französin Audrey Diwan (44) ein Remake gedreht, das den schlüpfrigen Stoff ins Heute transferieren sollte, was im Fahrwasser von MeToo nicht einfach ist. Doch «Emmanuelle» Reloaded, co-produziert von Netflix, hat zum Thema weibliche Lust wenig Neues zu sagen. Im Original reist Emmanuelle als Anhängsel ihres Gatten nach Thailand und lässt sich auf amouröse Abenteuer mit Männern und Frauen ein, der lustvolle Reigen beginnt schon im Flugzeug.

Im Remake hingegen ist Emmanuelle (Noémie Merlant) eine erfolgreiche Karrierefrau, ohne Ehemann. So fliegt sie nach Hongkong, um Luxushotels einer Kette auf ihre Qualität zu prüfen. Im Hotel (gedreht im St. Regis) trifft sie einen mysteriösen Fremden, beobachtet eine Escortlady bei der Arbeit und zofft sich mit der Hotelmanagerin (Naomi Watts).

Schwachbrüstig war schon die Story des Originals, doch Diwans Drama ergibt wenig Sinn, ist ein Schuss ins Leere. Die neue Emmanuelle ist wenig sympathisch: kühl, arrogant, angestrengt. Und der eigentliche Lockvogel, die erotischen Szenen, sind dünn gesät, zahm, auf Autoerotik fixiert, als dürfe Sex keinen Spass mehr machen. Oft wähnt man sich im Werbefilm für Luxushotels: edle Designermöbel, ungenutzte Bettwäsche, Orte der gepflegten Langeweile. Ein Etikettenschwindel!

Dabei hatte Diwan mit ihrem letzten Film, dem Abtreibungsdrama «L’ Évenément» (2021) noch für grosse Aufregung gesorgt. Eine weibliche Perspektive vermisst man in «Emmanuelle» ganz. Dann lieber das Original mit der unnachahmlichen Sylvia Kristel.

Emmanuelle

Erotikdrama

Mit Noémie Merlant, Naomi Watts, Jamie Bower

F 2024, ab 26. September 2024 im Kino

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Von Antonio Gattoni am 3. Oktober 2024 - 11:55 Uhr