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Kino – «Afraid»

Schau mir ins Auge, Kleiner !

Im Thriller «AfrAId» erhält eine Familie einen digitalen Assistenten, der bald alle kontrollieren will.

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Der jüngste Sohn der Familie ist fasziniert von AIA, dem KI-Assistenten.

Der jüngste Sohn der Familie ist fasziniert von AIA, dem KI-Assistenten.

Sony Pictures
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Antonio Gattoni

Hey, Siri, kannst du bitte die Wohnung staubsaugen und gleich noch einen Termin beim Zahnarzt abmachen? Keine Frage, es wäre doch sehr angenehm, wenn digitale Assistenten uns den Alltag erleichtern und gewisse Aufgaben abnehmen könnten. Nun, Staubsauger-Roboter gibt es bereits, und Siri von Apple kann auf dem Smartphone von sich aus die Zahnarztnummer wählen. Und für alle Fragen und Texte gibt es ChatGPT.

In Zukunft wird dies wohl alles in einer Smart-Home-KI vereint sein wie im Thriller «AfrAId». Der Marketingexperte Curtis (John Cho) erhält einen lernfähigen digitalen Assistenten zum Testen und lässt ihn bei sich zu Hause installieren. Tatsächlich gelingt es dem leuchtenden Ding namens AIA, das aussieht wie eine Discokugel, die Kinder von Curtis zum Abräumen des Tisches zu motivieren. Die KI hilft auch seiner Ehefrau Meredith (Katherine Waterston) bei der Masterarbeit und beim Bezahlen der Rechnungen. Und die Teenie-Tochter kann ein gefälschtes Pornovideo dank AIA entlarven.

Doch bald mischt sich die KI ins Familienleben ein und manipuliert deren Verhalten. Ausschalten? Schwierig! AIA ist ein HAL 9000 im Familienzimmer, so hiess der störrische Computer in Kubricks «2001» (1969), der beleidigt reagiert, als er abgestellt werden soll.

«AfrAId» ist eine moderne Version davon, ein listiger Sci-Fi-Thriller über die drohende Abhängigkeit von intelligenten Geräten, in der wir uns bereits befinden. Regisseur Chris Weitz («About A Boy») führt in eine Familie ein, die übervernetzt und deshalb leichte Beute ist. Im letzten Drittel setzt er aber auf gar plakative, wenig plausible Zuspitzungen und streut noch ein paar Horroreffekte ein. Das erstaunt nicht, denn «AfrAId» ist von der Firma Blumhouse produziert, die 2000 vom New Yorker Jason Blum (55) gegründet wurde. Sie ist spezialisiert auf Horrorfilme mit sozialkritischen Tönen, die wenig kosten und das Mehrfache einspielen. «Bei tiefem Budget tut es nicht weh, wenn ein Film floppt», so Blum.

Tiefe Budgets sind möglich, da Blumhouse den Crews nur wenig Fixlohn, dafür eine Gewinnbeteiligung anbietet. Das US-Unternehmen lancierte etwa 2007 den Indie-Hit «Paranormal Activity» (Budget: 15 000 Dollar; Einnahmen:193 Mio Dollar!) oder die «Purge»- und «Insidious»-Reihe. Mit «Get Out» (2017) über Rassismus in scheinbar liberalen Kreisen holte Blumhouse gar einen Oscar.

«Ein Horrorfilm sollte auch als Drama funktionieren», so Jason Blum. Oft geht es bei Blumhouse Richtung Sci-Fi, etwa im Cyperpunkfilm «Upgrade» (2018), wo der Held nach einem Unfall einen KI-Chip erhält, um wieder gehen zu können, dieser ihn aber immer mehr beherrscht. Auch «AfrAId» führt in eine Zukunft, wo KI die Kontrolle übernimmt. Und das scheint gar nicht so weit weg zu sein.

Afraid

Sci-Fi-Thriller

Mit John Cho, Katherine Waterston, Keith Carradine, Lukita Maxwell

USA 2024, ab 29. August 2024 im Kino

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Von Antonio Gattoni am 4. September 2024 - 15:57 Uhr