Als durch den Schnee stapfende, hartnäckige Polizistin in «Wilder» wurde sie schweizweit bekannt. Die Baslerin Sarah Spale (42) war aber schon vorher in Filmen präsent, etwa in «Nachtzug nach Lissabon» (2013) und zuletzt in «Platzspitzbaby». Nun verkörpert sie im neuen Film von Sabine Boss, «Die Nachbarn von oben», die frivole Nachbarin eines kriselnden Paares.
Mühsame, aufdringliche Nachbarn: Kennen Sie das aus eigener Erfahrung?
Sarah Spale: Zum Glück nicht, wir wohnen in einem Genossenschafts-Altbau. Es ist zwar schon ringhörig, wir verstehen uns aber gut mit den Nachbarn, es gibt sogar ab und zu eine Party.
Man kennt Sie eher von ernsten Rollen wie als drogensüchtige Mutter in «Platzspitzbaby» oder als Polizistin in der Krimiserie «Wilder». Nun sind Sie in einer Komödie – eine grosse Umstellung?
Beides ist anspruchsvoll: Leute zum Lachen zu bringen und emotional in der Tiefe zu berühren. Diesmal gab es nicht so etwas Abgründiges in meiner Rolle. «Die Nachbarn von oben» spielt ja nur an einem Abend. Und meine Figur darf sogar so was wie Zufriedenheit ausstrahlen.
Diesmal war es auch nicht kalt am Set wie bei «Wilder», sondern schön warm …
Ja, es war ein Studiodreh in einer Halle. Wir konnten da auch vorher proben und mit dem Rhythmus der Dialoge spielen, das war hilfreich.
Regie führte Sabine Boss, bei «Wilder» waren es vier Männer. Spürten Sie einen Unterschied?
Ich habe mich sehr gefreut, mit Sabine Boss zu arbeiten. Es war aber sonst kein grosser Unterschied zu anderen Drehs.
Sind denn Frauen und Männer auch gleich bezahlt?
Das hoffe ich doch! Es ist aber noch nicht alles so transparent.
Sie arbeiten zeitweise auch als Aushilfslehrerin an der Primarschule – kann man in der Schweiz von der Schauspielerei allein nicht leben?
Im Moment bin ich zu hundert Prozent Schauspielerin, auch am Theater in Basel. Ich bin aber froh, wenn ich noch andere Standbeine habe. Ich bin ja gelernte Primarlehrerin. Das gibt mir mehr Freiheiten.
Sie haben zwei Söhne. Was sagen die, wenn sie ihre Mutter in einem Film sehen?
Sie sind interessiert, besuchen auch ab und zu das Set eines Films. Mein älterer hat erst gerade «Platzspitzbaby» gesehen. Das war für ihn etwas seltsam, da er einerseits seine Mutter sieht, aber auch eine völlig andere Person.
Aus den USA kommt diese Bewegung, dass Minderheiten bevorzugt von Personen verkörpert werden, die derselben Minderheit angehören. Ein Blinder würde also von einem Blinden gespielt, eine Drogensüchtige von einer Drogensüchtigen. Was halten Sie von solchen Diversitäts-Quoten?
Eine schwierige Frage. Ich bin eine weisse Frau, die nicht beurteilen kann, wie sich jemand fühlt, der um seinen Platz kämpfen muss. Es geht aber in der Schauspielerei darum, einen Zugang zu finden zu einer Figur, zu einem Gefühl, das ich mit meinen Kapazitäten verstehen kann. Ich habe zum Beispiel gelitten, als ich eine Drogenabhängige gespielt habe. Dass ich nur noch eine Mutter mit Kindern spielen dürfte, das entspräche nicht mehr meiner Vorstellung vom Beruf.
Bekommen Sie auch international Rollenangebote?
Ich habe gerade in der TV-Serie «Der Scheich» (auf Paramount+) von Dani Levy gespielt: Es geht da um einen Hochstapler, der sich in der Schweiz als Scheich ausgibt.
Viele Zuschauer sind traurig, dass die Serie «Wilder» nach vier Staffeln fertig ist. Gibt es Hoffnung auf etwas Neues?
Ich denke, die Serie ist toll zu Ende geschrieben. Ich weiss aber nicht, was die zukünftigen Pläne sind.