Es dauerte lange, bis Frauen in einem Disney-Zeichentrickfilm als selbstbewusste Heldinnen auftreten durften. Meist war da noch ein Prinz, der sie am Ende wachküsste, rettete und heiratete, wie in «Schneewittchen» (1937). Mit der schottischen Bogenschützin «Merida» (2012), der Eiskönigin in «Frozen» (2013) und dem Südsee-Girl «Vaiana» (2016) änderte sich dies: Es kam Frauenpower ins Maushaus.
Besonders Vaiana beeindruckte mit ihrem Mut, Verbote zu durchbrechen und ohne Angst aufs Meer hinauszufahren. Der Film war nicht nur ein Kinohit (643 Mio. Dollar Einnahmen weltweit) und einer der meistgestreamten Filme überhaupt, sondern war – dank dem Einbezug der polynesischen Kultur – etwas ganz Spezielles..
So originell ist das Sequel nun nicht mehr. Wie bei vielen Fortsetzungen betritt die Weiterführung der Geschichte wenig Neuland. Vaiana (Stimme: Auli’i Cravalho) ist inzwischen auf der polynesischen Insel Motunui so etwas wie ein Star. Als sie aber erfährt, dass ihre Vorfahren Seefahrer waren, möchte sie wieder in See stechen, um Bewohner anderer Inseln kennenzulernen. Es gibt eine Insel namens Motufetu, die als Verbindungspunkt der Pazifikvölker dient, doch der menschenfeindliche Gott Nola hat sie mit einem Fluch belegt. So zieht Vaiana mit Huhn, Schwein und ein paar Getreuen los, um die Insel zu suchen. Natürlich taucht bald auch der unverwüstliche Halbgott Maui (Dwayne Johnson) wieder auf und bietet seine Hilfe an.
Ursprünglich wollte Disney eine «Vaiana»-Serie für seinen Streamingdienst produzieren. Das Projekt wurde aber in einen Kinofilm abgeändert, wohl auch aus Renditegründen. Der Animationsstil ist fruchtig bunt wie im Original, doch die Story enttäuscht. Das Sequel entwickelt Vaianas Charakter nicht gross weiter und baut auch sonst kaum Konflikte auf. Selbst die unterhaltsame Stichelei mit dem zickigen Maui kommt diesmal zu kurz. Nach einem langen Intro auf der Insel mit viel aufgeregtem Geherze startet das Abenteuer reichlich spät. Mit dem Kanu geht es zu den Kokosnusspiraten und durch eine Riesenmuschel, später in heftige Stürme, doch es fehlt ein richtiger Kontrahent wie das Vulkanmonster in Teil 1. Und Vaiana scheint immer alles im Griff zu haben, weshalb man auch kaum mitfiebert.
Die Songs sind diesmal von Abigail Barlow und Emily Bear und nicht mehr von Latinostar Lin-Manuel Miranda. Ohrwurm-Hits wie «How Far I’ll Go» sind allerdings dünn gesät. So ist «Vaiana 2» zwar ein solider Spass, nimmt aber nicht mehr so viel Fahrt auf wie Teil 1.
Animation
Stimmen: Auli’i Cravalho, Dwayne Johnson, Nicole Scherzinger
USA 2024, seit 28. November 2024 im Kino