Barbenheimer crasht die Oscars. So könnte man etwas salopp die 96. Oscarverleihung anpreisen, die am 11. März im Dolby Theatre in L.A. stattfindet. Denn die zwei Blockbuster «Barbie» und «Oppenheimer», die sich schon Ende Juli 2023 ein Duell um den besten Filmstart lieferten, konkurrieren nun auch um die begehrten Goldstatuetten.
Hatte bei den Kinoeinnahmen eindeutig Barbie ihr schlankes Näschen vorn, mit sagenhaften 1,44 Milliarden Dollar weltweit, dürfte bei den Oscars «Oppenheimer» ($ 957 Mio.) heller strahlen. Mit 13 Nominationen ist Chris Nolans Film über den Erfinder der A-Bombe eindeutig Favorit. Er hat schon bei der Preisverleihung der Produzenten-, Schauspieler- und Regiegilde richtig abgesahnt, was seine Chancen erhöht. «Barbie» kommt dagegen auf acht Nominationen, allerdings verpassten sowohl Regisseurin Greta Gerwig und Hauptstar Margot Robbie eine Nomination. Komödien hatten bei den Oscars schon immer einen schweren Stand.
Ein Barbenheimer-Rennen, das ist für die TV-Einschaltquoten der Veranstaltung natürlich ein Segen. Denn je populärer die nominierten Filme, desto mehr Leute schalten ein. Am meisten waren es, mit 55,3 Millionen, als «Titanic» 1998 ganze 11 Oscars abräumte. Einen Einbruch gab es in den Corona-Jahren, als auch die Kinos kaum mehr besucht wurden. Letztes Jahr hat sich die Quote wieder etwas erholt, auf immerhin 18,7 Millionen.
Zu den Neuerungen bei den Oscars gehört die Einführung einer zusätzlichen Kategorie: Ab 2026 soll es auch einen Oscar für das beste Casting geben. Die Besetzung eines Films ist zentral für seinen Erfolg. Enttäuscht dürften dafür die Stuntleute sein, denn sie wünschen sich schon lange eine eigene Preis-Kategorie.
Wer aber sind dieses Jahr die Favoriten? Fast auf sicher ist der Regie-Oscar für Chris Nolan, der bereits bei der Regiegilde DGA gewann und als Regisseur bisher nur zweimal nominiert war. «Als ich ‹Oppenheimer› geschrieben habe, war die Angst der Leute vor Atombomben nicht besonders gross, das hat sich mit dem Ukraine-Krieg geändert», so Nolan. Bei der männlichen Hauptrolle kommt es zu einem Duell zwischen Paul Giamatti (56) und dem Briten Cillian Murphy (47). Giamatti war vorher erst einmal nominiert, Murphy noch gar nie.
Favoritinnen für die weibliche Hauptrolle sind Lily Gladstone (37), die Schauspielerin aus Montana mit Blackfeet-Wurzeln, und Emma Stone (35). Gladstone («Killers of the Flower Moon») wäre die erste Indigene, die einen Oscar erhält. Einen solchen hat Stone, die in «Poor Things» eine Art Frankensteinfrau buchstäblich mit Haut und Haar spielt, bereits gewonnen (2017 für «LaLa Land»).
Ein Barbenheimer-Duell gibt es bei den männlichen Nebenrollen: Ryan Gosling als Paradiesvogel Ken und Robert Downey Jr. als schleimiger US-Politiker Lewis Strauss in «Oppenheimer». Gosling wird am Abend auch seinen Song «I’m Just Ken» zum Besten geben.
Am traditionellen Oscar-Dinner im «Beverly Hilton Hotel» mit allen Nominierten sorgte für einmal kein Star, sondern ein Vierbeiner für Stimmung: Der kameraverrückte Border Collie Messi aus dem Film «Anatomie eines Falls» war der Liebling des Abends. Ob Messi auch die Oscar-Nacht mit Schwanzwedeln veredeln wird, ist noch unklar. Falls ja, könnte er einigen die Show stehlen.
Preisverleihung
«G & G Spezial», live aus Los Angeles
Sonntag, 10. März, 23.30 Uhr, SRF 2
Bradley Cooper («Maestro»)
Cillian Murphy («Oppenheimer»)
Colman Domingo («Rustin»)
Jeffrey Wright («American Fiction»)
Paul Giamatti («The Holdovers»)
Annette Bening («Nyad»)
Carey Mulligan («Maestro»)
Emma Stone («Poor Things»)
Lily Gladstone («Killers of the Flower Moon»)
Sandra Hüller («Anatomie eines Falls»)
Mark Ruffalo («Poor Things»)
Robert De Niro («Killers of the Flower Moon»)
Robert Downey Jr. («Oppenheimer»)
Ryan Gosling («Barbie»)
Sterling K. Brown («American Fiction»)
America Ferrera («Barbie»)
Danielle Brooks («Die Farbe Lila»)
Da’Vine Joy Randolph («The Holdovers»)
Emily Blunt («Oppenheimer»)
Jodie Foster («Nyad»)
Christopher Nolan («Oppenheimer»)
Jonathan Glazer («The Zone of Interest»)
Justine Triet («Anatomie eines Falls»)
Martin Scorsese («Killers of the Flower Moon»)
Yorgos Lanthimos («Poor Things»)