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Kino – «The Apprentice»

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Wie wurde Donald Trump zum Immobilienkönig? Das erzählt die Satire «The Apprentice» süffig und provokativ.

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Ärger: Trump (Sebastian Stan) mit der ersten Ehefrau Ivana (Maria Bakalova).

Ärger: Trump (Sebastian Stan) mit der ersten Ehefrau Ivana (Maria Bakalova).

DCM
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Antonio Gattoni

Eine Satire über Donald Trump (78), das ist im Grunde doppelt gemoppelt. Denn überzeichnen kann man Trump gar nicht mehr. Oder gab es sonst einen Ex-Präsidenten, der im Wahlkampf von Hunden redete, die gegessen würden, oder Konkurrenten als «geistig beeinträchtigt» beleidigte?

«The Apprentice» beginnt mit einem schüchternen Trump, der das Skrupellose erst dank einem Mentor entwickelt. Es geht im Film auch nicht darum, wie Trump die US-Politik das Fürchten lehrte und zum Präsidenten wurde, sondern wie er es zum zwielichtigen Immobilienmogul brachte.

Es beginnt im New York der 70er-Jahre mit dem jungen Donald (Sebastian Stan), der als Mieteneintreiber für die Sozialwohnungen seines Vaters Fred Trump arbeitet. Der Immobilienfirma droht ein desaströser Prozess. Vorwurf: Sie benachteilige schwarze Mieter. Donald will seinen autoritären Vater beeindrucken und sucht Rat beim skrupellosen Anwalt und Nixon-Freund Roy Cohn (Jeremy Strong). Dieser führt ihn in den exklusiven New Yorker Machtzirkel ein, was Trumps Ego schmeichelt. Tatsächlich gelingt es Cohn mit erpresserischen Methoden, dass 
die Klage zurückgezogen wird.

Anfänglich noch gehänselt, da er keinen Alkohol trinkt, wird Trump bald zu Cohns Zögling. Der knallharte Anwalt bringt ihm seine drei Grundprinzipien bei: 1. Attackiere immer! 2. Bestreite alles! 3. Akzeptiere keine Niederlage! Trump wird diese später im Buch «The Art of the Deal» für sich beanspruchen. Bald versucht er seinen grossen Traum zu verwirklichen: den Bau des Trump-Tower. Doch auch da braucht er Cohns Hilfe.

Eine süffige Satire, das ist mal etwas anderes als das übliche Trump-Bashing. Der dänisch-iranische Regisseur Ali Abbasi («Holy Spider») setzt auf einen pseudodokumentarischen Stil, mit der Kamera stets nahe dran. Und Trumps Vita hält etliche Anekdoten bereit. So begegnet er auf einer Party einmal Andy Warhol und fragt ihn ahnungslos, was er denn mache.

Anfangs wirkt der schüchterne Trump mit seinen hochtrabenden Ideen teils noch sympathisch, etwa wenn er das Herz des tschechischen Models Ivana zu erobern versucht. Doch im letzten Teil nimmt der Narzissmus überhand, Trump wird rücksichtslos: etwa wenn er seinen an Aids erkrankten Mentor Cohn bei einem Essen demütigt.

Das Holzschnittartige wird dann aber gar plakativ, beispielsweise in jener Szene, in der er seine eigene Ehefrau Ivana vergewaltigt. Trump selbst hat sich nicht zum Film geäussert, seine PR-Leute drohten aber mit Klagen. Dennoch läuft er im Oktober auch in den USA an, bei einem kleinen Verleiher.

Klar ist: Auch nach dem Film bleibt Trump unberechenbar, ein Rätsel – und der echte überbietet noch jede Überzeichnung. 

The Apprentice

Drama 

Mit Sebastian Stan, Maria Bakalova, Jeremy Strong 

DK 2024, ab 17. Oktober 2024 im Kino

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Von Antonio Gattoni am 15. Oktober 2024 - 08:00 Uhr