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Kino – «Alter weisser Mann»

Heinz macht alles falsch

«Alter weisser Mann»: Jan Josef Liefers will in der Komödie beweisen, dass er nicht ins Klischee passt.

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Landet in einem Berliner Schwulencafé: Hein z (Jan Josef Liefers, 2. v.  l.).

Landet in einem Berliner Schwulencafé: Hein z (Jan Josef Liefers, 2. v.  l.).

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Antonio Gattoni

Eigentlich ist er an allem schuld, verantwortlich für #MeToo, das Gletscher- und Insektensterben, rassistisch, frauenfeindlich, borniert, unbelehrbar. Ja, der alte weisse Mann ist ein willkommener Sündenbock für alles, zumal er keiner Minderheit angehört. Motto: Was Mächtige wie Weinstein oder Trump tun, dafür sind alle Boomer verantwortlich.

US-Autor Bret Easton Ellis hat dieses Bashing in «White» (2019) als einseitige Entrüstungskultur der Millennials entlarvt. Nun wird der alte weisse Mann auch in der deutschen Komödie bespöttelt. Der dreifache Vater Heinz (Jan Josef Liefers) ist Ende 50, verheiratet mit Carla (Nadja Uhl) und arbeitet als Marketingchef. Beim Präsentieren einer Kampagne wird er kritisiert, nur junge, weisse Leute seien zu sehen. In der Therapie wird er korrigiert, als er «Indianer» statt «Indigene» sagt. Und als er den Genderstern verweigert, weist ihn die Tochter zurecht: Er sei halt ein alter weisser Mann.

Am Arbeitsplatz trampelt Heinz in ein weiteres Fettnäpfchen: Bei einem Meeting spricht er eine Asiatin als Kellnerin an, sie ist aber eine Unternehmensberaterin. In der Folge fühlt sich Heinz immer mehr verunsichert. Und so sagt er zu, als ihm sein Chef vorschlägt, die Beraterin zu einem Nachtessen einzuladen, wo er sich als möglichst divers präsentieren soll.

Die Komödie von Simon Verhoeven («Nightlife»), Sohn von Senta Berger, beginnt pointiert und spiegelt den Zeitgeist treffend. Die Empfindlichkeiten aller möglichen Minderheiten werden ebenso auf die Schippe genommen wie die Angst, etwas Falsches zu sagen. Ist man schon ein Rassist, wenn man jemand nach seiner Herkunft fragt?

«Tatort»-Rechtsmediziner Jan Josef Liefers (60) passt perfekt in die Rolle des verdatterten, von politischer Korrektheit erschlagenen Familienvaters. Er kann selber ein Shitstorm-Liedchen singen, geriet er doch zu Coronazeiten unter Beschuss, als er die harten deutschen Massnahmen kritisierte.

Aufgesetzt wirkt allerdings eine Nebenstory um eine Firmen-KI, die von einem schmierigen Silicon-Valley-Typen (Elyas M’Barek) betreut wird und sich in alles einmischt. Auch nimmt die Tischrunde im letzten Teil gar beliebige Züge an, und die Diskussion verliert sich in Schlagwörtern. Als Anstoss zum Gedankenaustausch ist «Alter weisser Mann» aber gut geeignet.

Alter weisser Mann

Komödie

Mit Jan Josef Liefers, Nadja Uhl, Elyas M’Barek

D 2024, ab 31. Oktober 2024 im Kino

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Von Antonio Gattoni am 31. Oktober 2024 - 14:44 Uhr