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Kino – «Typisch Emil»

Hauptwach, was isch?

«Typisch Emil»: Im Dokfilm blickt Emil ­Steinberger auf sein bewegtes Leben zurück.

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1977 tourte Emil neun Monate mit dem Zirkus Knie.

1977 tourte Emil neun Monate mit dem Zirkus Knie.

Filmcoopi/Elmar Bossard
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Antonio Gattoni

Wenn die Deutschen einen typischen Schweizer beschreiben sollten, kamen sie wohl meist auf Emil. Leicht nölend, etwas bünzlig, verschmitzt, freundlich, schüchtern und auch schräg: Die Spielfigur des Luzerner Kabarettisten Emil Steinberger passte gut ins Klischee. «Ich bin von Grund auf ein schüchterner, braver Mensch mit einem Milchgesicht», sagte er mal über sich selbst. Ein bisschen Emil steckt auch in Steinberger, selbst wenn er alles andere als ein Bünzli ist, wie sein Leben beweist.

Inzwischen ist der bekannteste Kabarettist der Deutschschweiz 91 Jahre alt und erhält einen Lifetime Award nach dem anderen, zuletzt am Zurich Film Festival. Dort feierte auch ein neuer Dokfilm über ihn Premiere.

«Typisch Emil» von Werbefilmer Phil Meyer ist ein Rückblick auf Schaffen und Leben des Kabarettisten, oft aus der Warte des 91-Jährigen, mit etlichen Privataufnahmen. Manchmal zwar etwas beliebig, doch immer eine Wundertüte. So erzählt Steinberger von seiner katholischen Familie, die sein Talent als Komödiant nie geschätzt hat. «Aus dir wird nichts», sagte seine Mutter, als er seine Stelle bei der Post aufgab, eine Ausbildung zum Grafiker absolvierte und 1967 das Kleintheater Luzern eröffnete.

Doch Emil bewies ihr das Gegenteil, erntete bei Soloauftritten wie «E wie Emil» enormen Beifall, ob als Vater mit Kinderwagen, gelangweilt auf der Polizeiwache oder im Stau am Matterhorn. «Er hat einen Röntgenblick für den helvetischen Spiesser», sagt Schriftsteller Werner Wollenberger. Regisseur Christoph Marthaler lobt, Emil könne seine präzise Beobachtung der Leute in eine eigene Sprache umsetzen.

Emil wurde bald zur Institution, spätestens als er 1977 auch noch im Zirkus Knie auftrat und im Riesenhit «Die Schweizermacher» (1978) mitspielte. Mit der Zeit wurde Steinberger seine Popularität aber zu viel, überall wurde er erkannt. So ging er 1993 für eine Auszeit nach New York, um Neues auszuprobieren. Dort lernte er seine zweite Ehefrau Niccel (59) kennen, seine grosse Liebe. Die beiden sind auch im Dok ein Herz und eine Seele. 1999 kehrten die beiden in die Schweiz zurück, und Steinberger spielte mit 80 die alten Emil-Nummern wieder, erneut mit Erfolg.

Sein hohes Alter nimmt er gelassen: «90, das ist nur eine Zahl, das Leben geht weiter, jeder Tag ist neu. Und wenn ich mal gehe, bin ich froh, dass ich so viele Leute zum Lachen bringen konnte.» Typisch Emil.

Typisch Emil

Dokfilm

Mit Emil Steinberger, Niccel Steinberger

CH 2024, ab 7. November 2024 im Kino

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Von Antonio Gattoni am 7. November 2024 - 16:04 Uhr