Kafka zu lesen, war nie einfach, aber meist ein Genuss. Seine Sätze, die oft harmlos beginnen und sich bedrohlich ins Absurde wandeln, bleiben haften. Wie das Bild von Gregor Samsa, der eines Morgens als «ungeheures Ungeziefer» erwacht.
Franz Kafka (1883–1924) ist noch heute aktueller als mancher moderne Autor. 2024 ist sein 100. Todestag. Das löste einen Kafka-Hype aus: Neben der sechsteiligen TV-Serie «Kafka» mit Joel Basman (siehe hier) kommt auch der deutsche Film «Die Herrlichkeit des Lebens» in die Kinos.
Darin geht es um seine Beziehung zur polnischen Jüdin Dora Diamant (1898–1952), die er zwei Jahre vor seinem Tod kennenlernte. Die beiden treffen sich im Juli 1923 an der Ostsee. Kafka (Sabin Tambrea) ist 40, sie 25. Bald verliebt sich Dora (Henriette Confurius) in den mageren, sprachgewaltigen Autor, die zwei ziehen nach Berlin. Doch Kafka leidet an Lungentuberkulose, ist im kalten Berlin immer öfter krank. Hinzu kommt sein schwieriges Verhältnis zu seinem dominanten Vater, unter dessen Grobheiten er zeitlebens litt.
Der Film ist eine romantische Lovestory, in der kaum je gestritten wird. Das ist speziell für Kafka, der sich mit Frauen sonst schwertat. Sah er sich doch ausserstande zu schreiben, wenn er mit einer Frau zusammen war. So machte er Felice Bauer einen der wohl groteskesten Heiratsanträge: Er zählte auf, wieso sie ihn nicht heiraten sollte. Die Beziehung zu Dora dagegen war kurz und unkompliziert.
Kafka ist hier eine gewinnende Person – und nicht, wie oft beschrieben, ein menschenscheuer Neurotiker. Der Film ist sanft inszeniert, es fehlt aber etwas das Kafkaeske, das man von einem Film über den grossen Prager erwartet hätte.
Drama
Darsteller: Sabin Tambrea, Henriette Confurius
D 2024, ab 21. März 2024 im Kino