Seit Donald Trump wieder US-Präsident ist, hat er per Dekret-Flut den Wind nach rechts gedreht. So wurden auch Bestrebungen nach mehr Diversität rückgängig gemacht. Das traf auch die Filmstudios, die stark auf die Berücksichtigung von Minderheiten setzten, etwa beim Casting. Disney, laut Trump ein Paradebeispiel für Wokeness, steht besonders unter Druck. Das wird auch bei «Schneewittchen» manifest, der neusten Realverfilmung eines Disney-Klassikers.
So wurde im Vorfeld kritisiert, dass das Mädchen «so weiss wie Schnee» von der Latina Rachel Zegler verkörpert wird. Diese wiederum sorgte für Kopfschütteln, als sie den Prinzen als Stalker bezeichnete. Doch so heiss – sprich: politisch korrekt – gekocht wird im Film dann doch nicht. Die Latina-Debatte wird etwa umschifft, indem das Königskind Schneewittchen seinen Namen vom Schneesturm erhält, der bei der Geburt tobt.
Als die Mutter stirbt, heiratet der König eine Fremde (Gal Gadot). Die Stiefmutter, ganz in Schwarz, reisst die Macht an sich und degradiert Schneewittchen zur Magd. Aus Eitelkeit befragt sie immer wieder ihren magischen Spiegel, wer die Schönste im Land sei. Als er eines Tages «Schneewittchen» antwortet, beauftragt die Eifersüchtige einen Jäger, das Mädchen zu töten. Der lässt es im finsteren Forst aus Mitleid laufen. Verängstigt findet Schneewittchen Unterschlupf bei den sieben Zwergen. Doch die böse Stiefmutter spürt es bald auf.
Der 270-Mio.-Film von Marc Webb ist eine ziemlich vorlagengetreue Adaption des Klassikers von 1937: Disneys erster langer Zeichentrickfilm war noch in zeitintensiver Handarbeit entstanden. Die neue Version wirkt indes künstlich, die Sets sehen aus wie Miniaturmodelle, die Zwerge sind computeranimiert. Und statt märchenhaft magisch ist alles zu geschliffen, zu kitschig, zu glatt. Walt Disney hat Schneewittchen ans Frauenbild der 1930er angelehnt: Ständig am Putzen, wird sie am Ende vom Prinzen gerettet.
Im Original der Brüder Grimm von 1812 spuckt sie den Giftapfel aus, weil ein Träger den Sarg fallen lässt. Im neuen Film ist sie emanzipierter, zettelt gar eine Rebellion gegen die böse Stiefmutter an. Und statt eines Königssohns ist es nun ein Dieb, in den sie sich verliebt.
Rachel Zegler als Schneewittchen hat Charme, singt schön, doch ihre Figur ist in ihrer ganzen Güte fast langweilig. Vielleicht haben deshalb Filme wie «Mirror, Mirror» (2012) den Fokus auf die Stiefmutter gelegt. Letztlich ist diese neue Version etwas gar harmlos.
Märchen
Mit Rachel Zegler, Gal Gadot, Andrew Burnap
USA 2025, seit 20. März 2025 im Kino