Eine blutig befleckte Empfängnis

Der vor allem in den 70er-Jahren populäre Nonnenhorror (mehr dazu) erlebt eine kleine Renaissance. Nach «Das erste Omen» im April folgt nun «Immaculate» mit Sydney Sweeney («Euphoria»). Beide Filme haben die gleiche Ausgangslage. Eine amerikanische Novizin tritt einem Konvent in Italien bei und gerät in Teufels Küche. Sie teilen sich auch einen zentralen Schauplatz: die Villa Parisi in Frascati, wo kultige Schocker wie «Andy Warhols Dracula» (1974) und schundige Heuler wie Mario Landis «Patrick lebt!» (1980) oder Andrea Bianchis «Die Rückkehr der Zombies» (1981) entstanden.

Schwester Cecilia (Sydney Sweeney) reist ins abgelegene Kloster von Pater Tedeschi (Álvaro Morte). Dort geschehen seltsame Dinge – und Cecilia wird schwanger! Hat Gott sie etwa mit der unbefleckten Empfängnis beschenkt?  

Natürlich bewegt sich die Story in eine viel finsterere Richtung, huldigt Michael Mohan («The Voyeurs») in seinem ersten Horrorfilm doch dem italienischen Genrekino. Eine Montage über den Klosteralltag (Wäsche waschen, Hennen köpfen) unterlegt er gar mit dem einprägsamen Leitmotiv aus dem Grusel-Giallo «Die rote Dame» (1972).

Dramaturgisch kommt Mohan nicht an seine Vorbilder heran. Die meisten Schockmomente sind zu berechnend, die Wendungen absehbar. Dass das Ganze dennoch funktioniert, liegt an Sydney Sweeney, die «Immaculate» auch koproduzierte: Sie macht aus dem blutigen Reigen die wilde Manifestation einer Emanzipation.