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Kino – «Führer und Verführer»

Der Volksverhetzer

«Führer und Verführer» seziert die Propaganda-Methoden von Joseph Goebbels.

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Nazi-Propagandist Joseph Goebbels (Robert Stadlober) gehörte zum engsten Machtkreis um Adolf Hitler (Fritz Karl, r.)

Nazi-Propagandist Joseph Goebbels (Robert Stadlober) gehörte zum engsten Machtkreis um Adolf Hitler (Fritz Karl, r.)

Zeitsprung/SWR/Ascot Elite
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Antonio Gattoni

«Wollt ihr den totalen Krieg?», brüllt er ins Mikrofon des Berliner Sportpalastes und die Menge jubelt. Der kleine, schmächtige Mann, der wild herumfuchtelnd die Massen anheizt, ist Joseph Goebbels (1897–1945), Reichspropagandaminister.

Es ist 1943, kurz nach der vernichtenden Niederlage bei Stalingrad: Adolf Hitler will letzte Reserven mobilisieren und lässt wieder Zündler Goebbels agieren. Wie kommt es, dass ein Volk, das Dichter und Denker wie Goethe und Kant hervorbrachte, einem grössenwahnsinnigen Führer verfällt, der für den Tod von 60 Millionen Menschen verantwortlich sein wird? Einen wesentlichen Anteil hatte zweifellos Joseph Goebbels. Er sorgte mit gezielter Manipulation dafür, die Deutschen für den Nationalsozialismus zu begeistern.

«Führer und Verführer» seziert Psyche und Propagandamethoden des Hitler-Intimus und blickt ins Innere des NSDAP-Machtapparats. Grösstenteils mit gespielten Szenen, ergänzt durch clever eingefügtes Dokumaterial, lässt Regisseur Joachim Lang den jovialen Goebbels (Robert Stadlober) seine Methoden gleich selber erklären. So sieht man den Nazi--Zirkel oft beim Mittagessen: je höher der Status, desto näher beim Führer.

Die Propaganda startet, als Hitler nach dem Anschluss Österreichs nach Berlin zurückkehrt. Goebbels zelebriert dies als Triumphzug und lässt ein blond gelocktes Mädchen dem Führer Blumen überreichen. Und als Hitler die Juden als Sündenböcke abstempeln will, lässt Goebbels das Attentat eines Juden auf einen Nazi in den Medien aufbauschen. «Multiplizieren wir die Opferzahlen und machen die Opfer zu Tätern», sagt er, als die Polen sich gegen die Invasion wehren. Auch Privates kommt vor, etwa als Goebbels von Hitler gedrängt wird, die Affäre mit einer tschechischen Sängerin zu beenden, um seine Familie als arisches Musterbeispiel preisen zu können.

«Führer und Verführer» banalisiert nicht das Böse, wie dies «Der Untergang» teilweise mit Hitler tat. Es ist eine treffende Analyse der Propaganda, wie sie heute als Fake-News gang und gäbe ist. Goebbels bleibt trotz intensiver Darstellung durch Robert Stadlober unheimlich-unfassbar. Ein Überzeugungstäter bis zum bitteren Ende, als er sich und seine sechs Kinder mit Zyankali vergiftete.

Der Trailer

Dokudrama

Mit Robert Stadlober, Fritz Karl, Franziska Weisz

D 2024, ab 22. August 2024 im Kino

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Von Antonio Gattoni am 29. August 2024 - 09:08 Uhr