Im März 1959 kam die erste Barbie-Puppe von Mattel auf den Markt, die Inspiration dazu stammte aus der Schweiz: Die Amerikanerin Ruth Handler und ihr Mann Elliot hatten die Idee, eine Ankleidepuppe im Stil eines Mannequins zu produzieren. Just dann sahen sie in Luzern in einem Schaufenster eine Lilly-Puppe nach dem Vorbild eines Comics aus der «Bild»-Zeitung.
Das war der Startschuss für ein popkulturelles Phänomen, das Mattel auch 2022 noch 1,5 Milliarden bescherte. Die Barbie-Puppe, bennant nach Handlers Tochter Barbara, mit der blonden Mähne wurde zum Spielzeug ganzer Mädchengenerationen und beeinflusste das Schönheitsideal. Die superschlanken Körpermasse wurden oft kritisiert, das Aussehen veränderte sich aber mit dem Zeitgeist, und Barbie wurde diverser (siehe unten).
Barbie bekam im Verlauf der Jahre auch biografischen Zuwachs, etwa eine Pilotenlizenz plus einen Anhängsel-Freund namens Ken, von dem sie sich aber 2004 trennte – für Surfer Blaine. Mattel aber liess 2011 Plakate drucken, in denen Ken um Barbie warb: «Wir sind zwar aus Plastik, aber unsere Liebe ist real.»
Auch in Film und TV war Barbie präsent, so erschienen seit 2001 mehrere Animationsfilme. Nun kommt der erste Realfilm, der ist eine amüsante, aber auch etwas didaktische Neuinterpretation der Barbie-Welt, und nicht so subversiv wie erwartet.
Die perfekte Barbie (Margot Robbie) und ihr Beachboy Ken (Ryan Gosling) leben im poppig-bunten Barbieland ein sorgenloses Leben, in dem die Frauen das Sagen haben. Doch irgendwann gibt’s Risse im Gefüge. Barbie läuft plötzlich auf den Sohlen statt den Zehenspitzen und denkt an den Tod. Sie erfährt, dass sie den Grund dafür nur herausfinden kann, wenn sie in die reale Welt geht und das Mädchen kennenlernt, das mit ihr spielt. Ken folgt ihr, doch die beiden merken, dass die reale Welt kompliziert ist.
«Barbie», gedreht in den Leavesden-Studios bei London und koproduziert von Mattel, ist eine Hommage an die vielen Barbie-Puppen und Accessoires, samt skurrilen Exemplaren wie einer Barbie mit einem TV auf dem Rücken oder einem Sugardaddy-Ken. Gleichzeitig nimmt der Film die stereotypen Männer-und Frauenrollen auf die Schippe, was teilweise etwas konfus wirkt. Ken wird fast wichtiger als Barbie, da er sich vom Anhängsel zurück zum Macho emanzipiert, aber nicht klar ist, welches seine echte neue Rolle wäre.
Regie führte Greta Gerwig (39), die mit ihrem Mann Noah Baumbach (53) auch das Skript schrieb. Die Kalifornierin begann ihre Karriere als Star von Low-Budget-Filmen und drehte dann ihren autobiografischen Erstling «Lady Bird»(2017), für den es fünf Oscarnominationen gab.
Für Gerwig ist «Barbie» der erste Mainstreamfilm und das Ticket für Hollywood. Sie liess sich vom Look her von alten opulenten Musicals inspirieren und hat mit «Barbie» defintiv eine Visitenkarte abgegeben.
Satire
Mit Margot Robbie, Ryan Gosling, Will Ferrell
USA 2023, ab 20. Juli 2023 in den Kinos