Schon sechs Jahre hat er den Schild: Sam Wilson (Anthony Mackie) bekam Captain Americas legendäres Accessoire am Ende von «Avengers: Endgame» vom gealterten Steve Rogers (Chris Evans). Doch richtig in der Rolle drin war Mackie bei den Fans nicht, ja sogar seine Figur selbst haderte mit ihrem Schicksal, weswegen Sam etwa in der Serie «The Falcon and the Winter Soldier» (2021) noch unter seinem alten Heldennamen Falcon unterwegs war.
Doch jetzt gilt’s ernst! Sam ist Captain America und hat auch den Segen des neuen US-Präsidenten Thaddeus Ross. Jenem Ross also, der in früheren Marvel-Filmen noch ein aggressiver General war, gespielt von William Hurt.
Da Hurt 2022 verstarb, schlüpft nun Harrison Ford in die Rolle. Präsidial erprobt ist er ja seit «Air Force One» (1997) und mit 82 auch nur vier Jährchen älter als der aktuelle Amtsinhaber. Doch kaum vereidigt, wird auf Ross ein Anschlag verübt – ausgerechnet von Isaiah (Carl Lumbly), einem früheren Träger des Titels Captain America. Für Sam steht fest: Isaiah ist unschuldig. Während er versucht, die Wahrheit herauszufinden, kommt Sam einer Intrige auf die Spur, in die auch Ross verwickelt ist.
Das liest sich wie ein Politthriller – und tatsächlich möchte es Regisseur Julius Onah dem zweiten Captain-Einsatz «Return of the First Avenger» (2014) gleichtun, der sich an Verschwörungsthrillern der Siebzigerjahre orientiert hat. Dessen Klasse erreicht «Brave New World» allerdings nie. Man sieht, dass mehrere Nachdrehs nötig waren – entsprechend holpert die Story.
Durch Verknüpfungen zu früheren Marvel-Werken, besonders zum «Unglaublichen Hulk» (2008), bekommen Fans ein paar Zückerchen serviert. Doch zu Form findet der Film erst im letzten Drittel, wenn auch Harrison Ford gefordert ist.
Immerhin: Tricktechnisch und inszenatorisch gibt’s wenig auszusetzen. Auch Anthony Mackie trägt die Rolle souverän, obwohl er nie die Aura seines Vorgängers Chris Evans hat. Das reicht für solide Popcorn-Unterhaltung, mit dem Gefühl, dass mehr dringelegen hätte: mehr Thriller-Spannung, mehr vom «roten Hulk». Und mehr Mut.
Denn ein Präsident, der sich aufführt wie ein Elefant im Porzellanladen, lädt dazu ein, Parallelen zur Realität zu ziehen. Marvel gehört aber Disney, und die haben schon genug Stress mit Trumps Republikanern. Man spürt daher fast, wie verbissen möglichen Seitenhieben ausgewichen wird. Klappt zum Glück nicht immer.
Fantasyaction
D: Anthony Mackie, Danny Ramirez, Harrison Ford, Shira Haas
USA 2025, seit 13. Februar 2025 im Kino