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Kino – «The Last Showgirl»

Auf dem Abstellgleis

Pamela Anderson spielt in «The Last Showgirl» eine ältere Striptänzerin, deren Show abgesetzt wird.

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Vortänzerin Shelly (Pamela Anderson) wartet auf ihren letzten Auftritt.

Vortänzerin Shelly (Pamela Anderson) wartet auf ihren letzten Auftritt.

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Antonio Gattoni

Busen, Beine und Bling-Bling: Erotische Tanzshows, wie sie im legendären «Moulin Rouge» in Paris veranstaltet wurden, sind heute nicht mehr in Mode. Halb nackt tanzende Frauen im Glitzerkostüm erregen im Zeitalter grenzenloser Internet-Pornographie kaum mehr Aufmerksamkeit. So verkam das «Moulin Rouge» immer mehr zur touristischen Nostalgiestätte. Fast schon symbolisch stürzten letzten April die vier Flügel des berühmten Windrads auf die Strasse. Ähnlich an Glanz verloren haben die Nachahmershows in der Casinostadt Las Vegas.

Shelly (Pamela Anderson) ist Vortänzerin einer solchen Show. Seit über dreissig Jahren zieht sich die Endfünfzigerin ihr Federkostüm mit Pailletten über und hüpft mit ihren viel jüngeren Kolleginnen offenherzig auf der Bühne herum. Ebenfalls länger dabei ist Bühnenmanager Eddie (Dave Bautista), Shellys Ex-Freund.

Doch bald ist Schluss, die Show wird abgesetzt, das Publikum fehlt. Für Shelly eine Katastrophe. Sie hat keinen Plan B und befürchtet, dass sie ohne Rente und Krankenkasse, die bisher vom Arbeitgeber bezahlt wurde, ins soziale Elend abrutscht. Dann taucht plötzlich ihre Tochter Hannah (Billie Lourd) auf, die sie länger nicht mehr gesehen hat. Die Beziehung ist schwierig, denn Shelly hat ihre Tochter, als sie noch klein war, zu Pflegeeltern weggegeben. Eine Babysitterin konnte sie sich nicht leisten.

Hannah wirft ihrer Mutter an den Kopf: «Eine billige Stripshow war dir wichtiger als ich!» Doch für Shelly bedeutet die Show alles. Sie liebt es, im Mittelpunkt zu stehen, sie hat nichts anderes. So sucht sie Rat und Trost bei ihrer Freundin Annette (Jamie Lee Curtis), die früher ebenfalls Showgirl war, jetzt aber als Kellnerin jobbt.

«The Last Showgirl» ist ein wehmütiger Abgesang auf das alte Vegas, auf Shows, die aus der Zeit gefallen sind. Gia Coppola (38), die Enkelin von Francis Ford Coppola (85; «Der Pate», «Apocalypse Now»), untermalt das Lichterlöschen mit körnigen 16-mm-Bildern. Sie geht ganz nahe ran, mit vielen Close-ups von Gesichtern, allerdings stört die gar wacklige Kamera manchmal den Fluss. Atmosphärisch trifft der Film mit seinem realistischen, unglamourösen Vegas-Look aber ins Schwarze.

Die ehemalige «Baywatch»-Darstellerin Pamela Anderson (57) kann etwas verspätet zeigen, dass sie als 90er-Busenwunder schauspielerisch unterdotiert war. 2022 spielte sie schon die Hauptrolle im Broadway-Musical «Chicago». Ohne übermässiges Pathos verleiht sie dem letzten Showgirl eine verletzliche Würde. Es ist ein überraschendes Comeback im Stil von Demi Moores Auftritt in «The Substance», einfach ohne Oscarnomination als Belohnung. Ausgestochen wird sie dabei allerdings beinahe von Jamie Lee Curtis, die als kettenrauchende, kaltschnäuzige Cocktail-Kellnerin punkten kann.

The Last Showgirl

Drama

Mit Pamela Anderson, Jamie Lee Curtis, Dave Bautista, Brenda Song

USA 2024, ab 20. März 2025 im Kino

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Von Antonio Gattoni am 19. März 2025 - 09:52 Uhr