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Kino – «The Banshees of Inisherin»

Allein auf weiter Flur

«The Banshees of Inisherin»: Colin Farrell wird von seinem besten Freund ausgemustert – mit absurden, fatalen Folgen.

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The Banshees of Inisherin

Plötzlich unerwünscht: Padraic (Colin Farrell) und sein Esel .

20th Century Studios
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Antonio Gattoni

Die Chemie stinkt, sie stimmt nicht mehr. Es kommt vor, dass Freunde sich nichts mehr zu sagen haben, sich wie ein Ehepaar auseinandergelebt haben. Doch für Padraic (Colin Farrell) kommt es ganz dick, als der etwas einfältige Ire seinen besten Freund Colm (Brendan Gleeson) zum täglichen Pint im Pub abholt. Nein, er wolle nichts mehr von ihm wissen. Nun, das wäre in einer Grossstadt kein Weltuntergang, da geht man sich einfach aus dem Weg. Doch die beiden leben auf der kleinen irischen Insel Inisherin in der Galwaybucht mit 280 Einwohnern.

Und der mürrische Colm doppelt nach, als Padraic am nächsten Tag wieder auftaucht. Er sei einfach nur noch langweilig – und überhaupt wolle er lieber etwas machen aus seinem Leben, etwa Geige spielen. Padraic mag nicht glauben, was er hört, und probiert es immer wieder. Der Streit spitzt sich zu, als Colm droht, sich jedes Mal, wenn Padraic bei ihm auftauche, einen Finger abzuschneiden.

Samuel Beckett, der Meister des Absurden und ebenfalls Ire, hätte seine Freude gehabt am neuen Film von Martin McDonagh. Da wird aus einem Mix von Sturheit, Ablehnung und Verletztheit ein privater Krieg, der wegen seiner nichtigen Ursache groteske Züge annimmt. So ist es kein Zufall, dass gleichzeitig der Bürgerkrieg zwischen Protestanten und Katholiken tobt, von dem man auf der kleinen Insel nur fernen Kanonendonner hört. Verstörend am Ganzen ist, dass Colm nie nachvollziehbare Gründe angibt, warum er die Freundschaft beendet hat. Man ahnt aber, dass es um das Ausbrechen aus dem Alltagstrott geht.

Martin McDonagh inszeniert stilsicher, mit knorrigen Dialogen. Der Ire hat schon mit «Three Billboards Outside Ebbing, Missouri» einen kompromisslosen Film geliefert: Francis McDormand spielte eine Frau, die in einem Provinzkaff die Ermordung ihrer Tochter aufklären will und bis zum Äussersten geht. Dafür gab’s 2018 den Oscar, und der Ire Colin Farrell (46) hat gute Chancen, nachzuziehen. Wie er den naiven, gutmütigen Padraic spielt, mit einem Miniesel als neuem bestem Freund, ist umwerfend. Kurz: Ein störrischer Film, bei dem einem das Lachen im Halse steckenbleibt.

The Banshees of Inisherin

Tragikomödie

Mit Colin Farrell, Brendan Gleeson, Kerry Condon

GB/IRL 2022, ab 5. Januar 2023

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Von Antonio Gattoni am 4. Januar 2023 - 20:00 Uhr